Daniel Libeskind entwirft City Life: Die Dekonstruktion der Formen zur Erschaffung der (grünen) Stadt von morgen
18. April 2016

„Grundlegend für mein Denken und meine Motivation ist der Gedanke, dass städtische Gebäude und Projekte mit spürbar menschlicher Energie erbaut werden und eine breitere kulturelle Gemeinschaft ansprechen, für die sie erschaffen werden.“ – Daniel Libeskind
von Sara Costi
Daniel Libeskind, 1946 geboren und jüdisch-polnischer Herkunft, hat eine besondere Vorliebe und Leidenschaft für Musik: Architektur und Musik sind zwei verwandte Künste, denn in beiden Fällen geht es darum, der Harmonie zu folgen. Im Jahr 1960 gewann er ein Stipendium und zog nach New York, um dort seinen Traum zu verwirklichen. Und genau dort, in Lower Manhattan, wo sein Vater arbeitete, wurde er Zeuge des Baus des ursprünglichen World Trade Centers. Einige Jahre später studierte er Architektur an der Coop Union for the Advancement of Science and Art, einer Universität, die besonders verdienstvolle Studenten mit geringen finanziellen Möglichkeiten unterstützt. Nach seinem Abschluss setzte er auf Anraten von Peter Eisenman sein Studium an der Universität von Essex im Fachbereich Geschichte und Architekturtheorie fort.
1978 entwarf Daniel Libeskind anlässlich der Ausschreibung für die Sanierung eines verlassenen Areals des Potsdamer Güterbahnhofs erstmals ein Gebäude, das die klassischen geometrischen Regeln unterwanderte. In diesem Moment kamen jene beiden Elemente zusammen, die einen bedeutenden Teil seines Lebens ausmachen sollten: Berlin und der Dekonstruktivismus, eine Bewegung, der er sich erst zehn Jahre später mit sechs weiteren prominenten Architekten anschloss, und zwar anlässlich der Fachmesse Deconstructivist Architecture im Museum of Modern Art in New York.
Von diesem Moment an wurde der amerikanische Architekt zum Protagonisten einer Reihe von Projekten: vom Folly Pavillon in Osaka (Expo 1990) bis zum Stadtplan von Groningen und dem Alexanderplatz in Berlin, vom Felix Nussbaum Museum in Osnabrück bis zur Philharmonie von Bremen und zum Jüdischen Museum in Berlin, das ihn im Panorama der weltberühmten Architekten etablierte, vom Imperial War Museum North in Manchester, das der Geschichte des Krieges und seiner Auswirkungen auf die menschliche Gesellschaft gewidmet ist, bis zum Creative Media Centre in Hong Kong im Jahr 2002, vom Militärhistorischen Museum in Dresden über das London University Post Graduate Centre im Jahr 2004 bis hin zum Masterplan für das Neue World Trade Center.
Jüdisches Museum Berlin, Deutschland
Ground Zero New York, USA
Auch Italien und insbesondere Mailand gehören zu den Orten, die eng mit der Geschichte des amerikanischen Architekten verbunden sind. 1985 gründete er hier ein experimentelles gemeinnütziges Bildungslabor, das Architecture Intermundium, und kehrte 2012 hierher zurück, um ein von seinem Sohn Lev geleitetes Architekturbüro zu eröffnen. Und genau hier in Mailand, im Rahmen des Projekts City Life, fand neben bekannten Namen wie Zaha Hadid und Arata Isozaki das Zusammentreffen mit Casalgrande Padana statt: Eine Verbindung, die in den nachfolgenden Jahren eine Reihe von gemeinsamen Arbeiten und Experimenten mit sich bringen sollte, aus denen Fractile hervorging, wo sich die symmetrische Harmonie der fraktalen Mathematik mit der Materialität von Feinsteinzeug verbindet, um eine erstaunliche Keramikplatte hervorzubringen.
City Life – Libeskind-Residenzen
Innerhalb des Stadtviertels City Life, einem Bereich, der ehemals vom urbanen Zentrum des Mailänder Messegeländes eingenommen und nun mit privaten Wohnhäusern, Büros, Einkaufszentren, Grünflächen und Freizeiträumen umgestaltet wurde, erheben sich die Libeskind-Residenzen. Sie setzen sich aus acht Gebäuden zusammen, die sich über drei Bereiche verteilen und wie Archipele im ständigen Dialog mit ihrer Umgebung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hervorzustechen scheinen.
Mit ihren geschwungenen Linien, die wie in einer gewollten Umarmung weicher werden, ihrer raffinierten Dynamik, ihren fast geneigten Oberflächen, ihren plastischen Volumen, ihren Einschnitten und ihren asymmetrischen Fragmenten entfalten sich die Libeskind-Residenzen um die Grünflächen des zentralen Hofes, der nicht mehr nur ein Durchgangsort ist, sondern zu einem Ort der Beziehungen, des Austausches und der Begegnung wird.
City Life
Um das natürliche Tageslicht bestmöglich zu nutzen, sind alle Zwei- und Dreizimmerwohnungen und die Penthäuser der verschiedenen Ebenen mit großen Fensterfronten und Panoramaterrassen mit Blick zum Park und zur Stadt ausgestattet. Die Libeskind-Residenzen zeichnen sich durch absolut hochwertige und edle Konstruktionslösungen aus, bei denen dank der gezielten Auswahl von Anlagentechnik, innovativen Raumlösungen, des Einsatzes von Hausautomation sowohl zur Regulierung des Energieverbrauchs als auch beim Bemühen um maximalen Komfort und der Verwendung erneuerbarer Energiequellen höchste Effizienzstandards gewährleistet sind.
Der Eingriff von Casalgrande Padana
Besonderes Augenmerk wurde auf die Gestaltung eines ausgeklügelten Fassadensystems gelegt, bei dem der sorgfältige Einsatz von Keramikmaterialien die geschwungene und raffinierte Dynamik der Struktur unterstützt und berücksichtigt und auf diese Weise zur Aufwertung des gesamten Projekts beiträgt.
Dafür wurden zwei Kollektionen verwendet: Travertino Paradiso Grigio M8 in den Formaten 30x90 cm und 60x90 cm, die ausdrücklich für dieses Projekt entwickelt wurde, und die Kollektion Unicolore in den Farbgebungen Bianco B mit der Oberflächenverarbeitung Levigata im Format 22,5x90 cm. Diese Materialien, die mit der fortschrittlichsten Technologie für die Herstellung von vollständig verglastem Feinsteinzeug hergestellt werden, reproduzieren die gleichen Körnungen, Maserungen, Farbnuancen, Materialien und Oberflächenbeschaffenheiten wie sie in der Natur zu finden sind, wobei ihre Leistungsfähigkeit sogar noch umfassender ist.
Die Anbringung der hinterlüfteten Wände und der Brüstungen von Terrassen und Balkonen erfolgt nach einem präzisen Verlegungsmuster: Für die Fassadenverkleidungen wurden mehr als 50.000 Quadratmeter Keramikmaterialien von Casalgrande Padana verwendet, die ausdrücklich für diesen Einsatz entwickelt und hergestellt und nach spezifischen Bauvorgaben verlegt wurden, die die Perfektionierung technischer Lösungen erforderten, um den gewünschten hohen Sicherheitsanforderungen zu genügen.
Die abschließenden Wandaußenflächen, die die typischen Stockwerke und Penthäuser verkleiden, bestehen aus einer Trägerplatte aus Faserzement, an der spezielle Feinsteinzeugplatten mithilfe von Klebemitteln und verborgenen mechanischen Sicherheitshaken (Kerfix) angebracht sind. Dieselben Platten der Kollektion Travertino wurden auch für die Verkleidung der Brüstungen und Überdachungen von Terrassen und Balkonen verwendet. In diesem Fall erfolgte die Anbringung direkt an der Stahlbetonkonstruktion mit derselben Verlegemethode unter Verwendung von Klebemitteln und verborgenen mechanischen Halterungen: Die Keramikelemente wurde mithilfe der Doppelauftragstechnik mit dem Untergrund verklebt: Dabei wird das Klebemittel sowohl auf die Rückseite der Platte als auch auf den Untergrund aus Faserzement oder Stahlbeton gestrichen, während die verdeckte mechanische Halterung aus einem Metallhaken (Kerfix) besteht, der an der Rückseite der Keramikplatte eingesetzt und verklebt wird, die zuvor mit einer speziellen Einkerbung für seine Aufnahme versehen wurde. Alles zusammen wird dann mithilfe von Nägeln oder Schrauben auf der Zementunterlage gesichert.
Um die Komplexität dieser Verkleidungsausführung besser zu verstehen, muss man berücksichtigen, dass die Stockwerke jedes Gebäudes, wenn auch durch denselben halbkreisförmigen Grundriss gekennzeichnet, jeweils einzigartig und unterschiedlich sind. Die gleichen Balkone unterscheiden sich voneinander und zeichnen sich durch geneigte Oberflächen und virtuelle durchgehende Linien aus, die von Libeskind entworfen wurden, um die Gesamtoberfläche der Hülle zu harmonisieren.
Dekonstruktivismus: Architektur ohne Geometrie
Der Theoretiker des Dekonstruktivismus ist der französische Philosoph Jacques Derrida. Das Phänomen hat seinen Ursprung in einer Ausstellung, die 1988 von Philip Johnson in New York organisiert wurde und in der erstmals die Bezeichnung für diesen neuen architektonischen Trend auftaucht, den er als „Deconstructivist Architecture“ bezeichnete. In der New Yorker Ausstellung wurden Werke von Frank O. Gehry, Daniel Libeskind, Rem Koolhaas, Peter Eisenman, Zaha Hadid, Bernard Tschumi und der Gruppe Coop Himmelb(l)au ausgestellt. (Quelle Wikipedia)
Der Mensch hat seit jeher versucht, die Grenzen des Bekannten zu überwinden und damit zu experimentieren, die Barrieren zu überschreiten und Neues zu entdecken: In der Architektur äußert sich dies in der Überwindung jener Barrieren, die durch die klassischen geometrischen Elemente von Euklid definiert werden und den Raumaufbau begründen (Ebenen, Achsen, Punkt, Linie), sowie im Vorbringen einer neuen Vision. In der Dekonstruktion von geraden Gebäudelinien mit Geometrien, die in ihren disjunkten und asymmetrischen Formen instabil zu sein scheinen, indem die formale Reinheit und das klassische Konzept des Gleichgewichts aufgegeben werden, bestehen Ordnung und Unordnung in einem scheinbaren Chaos nebeneinander und die Architektur, eine seit jeher dreidimensionale Kunst, öffnet sich zum ersten Mal anderen Dimensionen. Durch Aufgabe der Achsen, der horizontalen und vertikalen Dimensionen, erleben wir die Entstehung der Abstraktion durch die Zersetzung der Form und die Überwindung des Konzepts der Einheit, indem im Raum fließende und leichte Linien, multiple und unausgewogene Perspektiven freigesetzt werden, die in der Lage sind, die Welt in einer neuen Raumvision darzustellen.
City Life markiert nur den Beginn einer langen Reise, die Casalgrande Padana an der Seite von Libeskind unternimmt: Die unverwechselbare Hand des amerikanischen Architekten finden wir in Pinnacle, einer anlässlich der Bologna Water Design zur Würdigung der Tradition der Keramikherstellung in der Emilia entworfenen Installation, im Bau des Vanke-Pavillons anlässlich der Expo 2015 in Mailand, in der Ceramic Crown in Casalgrande und in Sapphire. All diese Projekte wurden mit Fractile gestaltet: Feinsteinzeugplatten, die über die Grenzen von Mathematik und Fantasie hinaus die Ausdruckskraft der Materie und die symmetrische Harmonie der fraktalen Mathematik verbinden.
City Life