In Rom entstand ein neues Creative Centre von Casalgrande Padana.

30. Mai 2019

In Rom entstand ein neues Creative Centre von Casalgrande Padana.

Am 24. Mai wurde das dritte Standbein des von Casalgrande Padana entwickelten Systems zur Förderung von Kreativität, Kultur und architektonischem Design eingeweiht.

 

Casa Baldi 1960  

 

Unsere Creative Centre: Hier entstehen Ideen.

Die Creative Centre richten sich an Fachleute der Branche und wurden von Casalgrande Padana entworfen, um das herkömmliche Konzept eines kommerziellen Ausstellungsraums zu erweitern und sich als Schnittstelle zwischen Keramik und Design zu präsentieren, die Ausstellungsflächen, Kommunikation, technische Informationen sowie eine Reihe an Initiativen in den Bereichen Architektur,  Design und Produktion unter einem Dach vereinen.

Wie erfolgreich dieser Ansatz ist, zeigt die Tatsache, dass nur wenige Jahre nach dem ersten von Cerri Associati Engineering entworfenen und ganz in der Nähe der Produktionsstätte von Casalgrande befindlichen Creative Centres, bereits das Mailänder Creative Centreim Foro Buonaparte entstand. Dieses ist mittlerweile – nicht nur in der Hauptstadt der Lombardei – sondern allgemein zur Anlaufstelle für die gesamte Architektenwelt geworden.

Creative Centre Casalgrande (Reggio Emilia) Creative Centre Casalgrande (Reggio Emilia)

 

Creative Centre Mailand Creative Centre Mailand

 

Creative Centre Roma

 

Creative Centre Roma

Creative Centre Roma

Aus vielfältigen Veranstaltungen und Schulungen sind zahlreiche bedeutende internationale Protagonisten der Architektur und des Designs hervorgegangen.

Vor diesem Hintergrund und, um der wachsenden Nachfrage auf nationaler Ebene gerecht zu werden, hat sich Casalgrande Padana zur Einrichtung eines weiteren Creative Centre mit Sitz in Rom entschlossen

Der dafür gewählte Ort ist von besonderer Bedeutung und eröffnet der Gemeinschaft der Designer den Zugang zu einem wichtigen Kunstwerk: Das Casa Baldi wurde von Paolo Portoghesi entworfen und von 1959 bis 1961 errichtet.

Casalgrande Padana hat das Restaurierungs- und Renovierungsprojekt Paolo Portoghesi selbst anvertraut, dessen zahlreiche Lösungen einerseits im Einklang mit dem ursprünglichen Bau stehen und andererseits mit Blick auf die neue Bestimmung seinen architektonischen und funktionalen Wert steigern.

Unsere Creative Centre erwarten Sie, um gemeinsam mit Ihnen Innovation und Kreativität zu erleben!

Creative Centre Casalgrande

Via Statale 467, 101

42013 Casalgrande (RE)

Tél. +39 0522/990730

E-mail: creativecentre@casalgrandepadana.it

Von Montag bis Freitag, von 8:30 bis 12:30 Uhr und von 14:00 bis 18:00 Uhr.

Creative Centre Mailand

Foro Buonaparte, 74

20121 Mailand MI

Tél. +39 366 855 0103

E-mail: creative.milano@casalgrandepadana.it

Von Montag bis Freitag, von 10:30 bis 13:00 Uhr und von 14:00 bis 17.30 Uhr.

 

                                                              Creative Centre Rom

Via Sirmione, 19

00188 Rom

Tél. +39 366 855 0103

E-mail: promozione@casalgrandepadana.it

Empfang nach Voranmeldung.

 

Das Casa Baldi: ein bewusst widersprüchliches Gebäude.

Ein innovatives Manifest, das auf experimentelle Weise nach einer neuen Ausdrucksform sucht, in der sich Orte und Geschichte verbinden. Ein Projekt, das uns viele Jahre später erneut mit dem unlösbaren Problem konfrontiert, was in der Architektur unter Moderne zu verstehen ist.

Eine notwendige Vorbemerkung, um das Casa Baldi vorzustellen, das „kleine“ Wohnhaus, das 1961 in Rom an einer Biegung der Via Flaminia nach einem Entwurf von Paolo Portoghesi entstand. Es handelt sich um ein innovatives Bauvorhaben der Nachkriegszeit, das seinerzeit große Diskussionen auslöste und für Schlagzeilen jenseits der Landesgrenzen in der New York Times sorgte.

Seit seinem Entstehen bis heute wurde viel über das Casa Baldi geschrieben. Portoghesi selbst wurde mehrmals gebeten, die auf Anhieb nicht erkennbaren und verständlichen Elemente und Entscheidungen zu enthüllen.

Wir haben uns mit dem Architekten Paolo Portoghesi getroffen, um mehr über die Entstehung dieses einzigartigen Bauwerks und bereits vorab etwas über die Ideen und Leitgedanken des Renovierungsvorhabens zu erfahren, das ihn keine sechzig Jahre nach den ersten Entwürfen erneut zum aktiven Protagonisten macht.

Casa Baldi 1960

Casa Baldi 1960

Herr Professor Portoghesi, können Sie uns sagen, wie der Auftrag für das Casa Baldi und die damit einhergehende glückliche Situation einer kreativen Carte Blanche zustande kam?

„Gian Vittorio Baldi war ein Kulturmensch. Ein bedeutender Regisseur, Autor experimenteller Arbeiten des „Cinema verité“ und Produzent der ersten Filme von Pasolini. Wir haben uns anlässlich einer Dokumentation getroffen, für die er mich um einen mündlichen Kommentar gebeten hatte. Als er in Rom ein Haus bauen wollte, sollte es anders sein, so kam er auf mich zu und sagte mir: „Sie sind vollkommen frei in Ihren Entscheidungen. Ich habe nur zwei Bedingungen, wenig auszugeben (nicht mehr als damals 10 Millionen) und zusätzlich zur normalen Ausstattung zwei Schlafzimmer und ein Arbeitszimmer zu planen.“ Zunächst wollte ich mich mit einer möglichen Aufteilung beschäftigen. Als ich dann aber die Lage gesehen hatte, war ich derart fasziniert, dass ich mit diesem außergewöhnlichen Ort − etwa fünfzig Meter über der Via Flaminia auf einem Hügel, eingebettet in eine Landschaft aus Tuffsteinfelsen, wo einst die Schlacht zwischen Konstantin und Maxentius stattgefunden hatte − in den Dialog treten wollte. Daneben erhebt sich die Ruine eines römischen, nie erforschten Grabes, das eine große Faszination ausstrahlt, obgleich es verzehrt von Wasser und Zeit, sein ursprüngliches Aussehen verloren hat und heute als eine Art Skulptur erscheint. Das Projekt entstand also auf Wunsch eines besonderen Kunden, mit einem sehr begrenzten Budget, an einem eindrucksvollen Ort.“

Bereits damals hatten Sie die Möglichkeit, sich als Architekt zu entfalten, das Casa Baldi verdeutlicht jedoch die für die jüngere Generation typische kreative Euphorie. Eine Art richtungsweisendes Manifest.

„Man kann sagen, dass dieses Gebäude alles hat, was ich in meinem Leben erreichen wollte. Das heißt, mit dem feinfühligen Blick der Moderne die Geschichte und ihre Ausdrucksformen an gewissen Orten wiederaufleben zu lassen. Entsprechend hat das Projekt bewusst auf die Erfahrungen der De-Stijl-Bewegung Bezug genommen. Besonders auf Van Doesburg, Van Eesteren, Rietveld und gleichzeitig auf die Formensprache der Borromini-Gebäude, mit denen ich mich besonders ausführlich auseinandergesetzt habe. Es ist also der Versuch, zwei völlig unterschiedliche Phänomene miteinander zu verbinden, die jedoch meiner Meinung nach beide die Grundprinzipien der Architektur in Frage gestellt haben. Das ist im Grunde das, was es sein sollte. Ein Vorschlag für eine neue Architektur, die mit Orten und der Geschichte in Dialog tritt und gleichzeitig am Umdenkprozess der Moderne teilhat.“

Wie ist es für Sie, nach so vielen Jahren, erneut an diesem Objekt zu arbeiten?

„Zunächst einmal besteht bei solch einem Gebäude die Gefahr, dass es durch die Veränderungen überwältigt oder sogar zerstört wird. Bereits in den 70er- und 80er-Jahren hatte der zweite Besitzer Eingriffe im Keller vorgenommen, mit denen ich nicht einverstanden war. Die Idee hingegen, ihm einen neuen Bestimmungszweck zu geben, erschien mir auf ganz eigene Weise faszinierend. Wenn ein Gebäude seine Funktion nicht mehr erfüllt, kann es interessant sein, seine Bestimmung zu ändern. Meiner Meinung nach war dies eine der Errungenschaften der Postmoderne. Durch die Umgestaltung bestehender Gebäude hatte man verstanden, dass ein Gebäude nicht unüberwindbar mit seinem Ursprung verbunden ist, wie es einst die Funktionalisten annahmen. In der Tat gibt es Bauten, die auch nach einer radikalen Änderung des Bestimmungszwecks einwandfrei funktionieren.“

Was sind die grundlegenden Entscheidungen, die einer derartigen Umgestaltung zugrunde liegen?

„Ich bin von zwei Annahmen ausgegangen. Eine geht davon aus, dass das Wohnzimmer als räumlich bedeutendster Teil des Hauses, so erhalten bleibt, wie er war. Die andere besteht darin, dass die Wände mit den vom Unternehmen hergestellten Keramikplatten verkleidet werden, um dem Wunsch des Kunden nach einer möglichst großen Ausstellungsfläche gerecht zu werden. All dies erfolgt unter der Maßgabe, die Räumlichkeiten zu optimieren und gleichzeitig zuvor nicht vorhandene Gestaltungselemente wie Farbe und glänzende Oberflächen der Keramik einzubringen, die sich stark vom Putz abheben. Andererseits spricht man von einem „Showroom“, also von einer effektvollen Präsentation von Objekten. Diese Objekte in die Mitte der Räume zu platzieren, hätte bedeutet, die Großzügigkeit der Flächen zu durchbrechen, die das Gebäude auszeichnen. Während man in den kleinen Räumen ein Höchstmaß an Gestaltungsfreiheit hat, ist es in den Haupträumen, vor allem im ersten Stock, der Wunsch, die Raumstruktur nicht zu verändern, um ihre Großzügigkeit zu erhalten. Im Erdgeschoss hingegen liegt die Sache etwas anders. Es ist geplant, die Keramikplatten der Ausstellung so zu positionieren, dass sie vom indirekten natürlichen Licht beleuchtet werden. Dasselbe Prinzip, das damals die Verbindung zwischen den verschiedenen Wänden der Hausfassade bestimmte, die durch die Bildung von Rissen in der Glasur durchbrochen wurden. Tatsächlich sind die Fenster des Casa Baldi keine „Löcher in der Wand“, sondern das Ergebnis eines Annäherungsprozesses, der gleichzeitig jeglichen Kontakt vermeidet und Klarheit schafft. Eine Nähe, die als Sehnsucht verstanden wird. All das habe ich im Erdgeschoss umzusetzen versucht, indem ich mir vorstellte, die großen Keramikplatten in einer Kurve anzuordnen, die bei Bedarf durch das aus den Fenstern einfallende Streiflicht unterbrochen wird. Im Grunde genommen eine Erfindung des Barock.“

Eine Neuinterpretation, die auch eine besondere Beteiligung des Betrachters vorsieht.

„Diese Lösung kann zu einem sehr interessanten Ergebnis führen. Die Menschen werden das Material nach seiner Textur, seiner Farbe, der Reflexe auf seinen Oberflächen auswählen können, aber gleichzeitig haben sie auch die Möglichkeit, es in seiner räumlichen Wirkung zu erleben. Eine mutige Entscheidung, die jedoch – wenn es, wie ich hoffe, möglich sein wird, die Zusammenstellung der Materialien zu bestimmen – sehr interessant werden könnte. Natürlich ist damit das Schicksal dieses Hauses längst nicht besiegelt. Selbstverständlich können später wieder andere Bestimmungszwecke gefunden werden. Umso wichtiger ist es, seinen elementaren Charakter zu erhalten, den Ausdruck des Protestes gegen eine gleichgültige Architektur, eine Architektur, die auf Masse und Berechnung basiert. Ein Aspekt, der meiner Meinung nach auch durch diese Gestaltung sichergestellt werden kann und der vielen Architekten, die nur zufällig davon gehört haben, die Möglichkeit bietet, diese Architektur einfach zu besuchen und hautnah zu erleben.

Kommen Sie und entdecken Sie alle Details in der Ausgabe 36 und 39  Percorsi in Ceramica.

Paolo Portoghesi: einer der wichtigsten Protagonisten der Architekturdebatte nach dem Zweiten Weltkrieg.

Paolo Portoghesi wurde am 2. November 1931 in Rom geboren, wo er 1957 sein Studium beendete. Architekt, Professor, Theoretiker und Architekturhistoriker, Mitglied der Nationalakademie „Accademia dei Lincei“, emeritierter Präsident der Nationalakademie von San Luca, emeritierter Professor an der Universität La Sapienza.

Sein Weg verschränkte stets die berufspraktische Tätigkeit mit einem Engagement für die Hauptthemen der Fachrichtung: Die berufliche und akademische Arbeit fokussierte seit jeher auf eine Kontinuität, die Wissen, Vermächtnis und Werte der historischen Tradition mit der zeitgenössischen Realität kritisch zu verbinden vermag und über den Tellerrand der „Moderne“ hinausblickt.

Von 1962 bis 1966 lehrte er Geschichte der Kritik an der Universität La Sapienza in Rom. Seit 1967 war er Professor für Architekturgeschichte am Polytechnikum Mailand und von 1968 bis 1976 Dekan der Fakultät für Architektur. Von 1995 bis 2007 war er Professor für Projektierung an der Fakultät für Architektur Valle Giulia an der Sapienza, wo er heute emeritierter Professor und Leiter des Studiengangs Geoarchitektur ist.

Er leitete die Sektion Architektur der Biennale von Venedig (1979−82), deren Präsident er auch war (1983-93). Große Aufmerksamkeit erregte seine Strada Novissima, die er anlässlich der Biennale 1980 in der Corderie dell'Arsenale entworfen und unter Beteiligung von 19 internationalen Architekten umgesetzt hatte. Sie war der Ausgangspunkt für eine Debatte über die postmoderne Bewegung.

Er veröffentlichte zahlreiche Essays und Bücher über die Renaissance-, Barock- und Jugendstilarchitektur sowie über zeitgenössische Themen. Er gründete und leitete Zeitschriften wie: Controspazio, Eupalino und Abitare la Terra.

Die Liste seiner Projekte in Italien und im Ausland in den Bereichen Wohn- und Dienstleistungsarchitektur, Sakralbauten, Gebäude für Bildung und Kultur sowie Stadtentwicklung ist sehr lang. Zu den bedeutendsten gehören: Casa Baldi in Rom, die Kirche der Heiligen Familie in Salerno, die Moschee und das islamische Kulturzentrum in Rom, die Akademie der Schönen Künste in Aquila, der Enel-Wohnkomplex in Tarquina, der neue Pavillon in der Therme Tettuccio von Montecatini, das Theater Politeama in Catanzaro und die Umgestaltung der Piazza San Silvestro in Rom.

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